HSG Fichtelgebirge – TV Roßtal 27:31

Fünf-Prozent-Hürde genommen: Roßtal kann’s auch in der Fremde
Die erste Männermannschaft des TV Roßtal verbleibt in der Landesliga Nord, das war die beste Nachricht, die die Mittelfranken zum Ende der vergangenen Saison erreichte. Dabei wurde die letzte Partie in der Fremde bei der HSG Fichtelgebirge verloren, sodass alles auf einen Showdown gegen die HSG Lauf/Heroldsberg hinauslief. Weil aber die Abstiegsrelegation ersatzlos entfiel, konnten Trainer Wolfgang Schmidt und die Verantwortlichen die Planungen für die nächste Landesligasaison in Angriff nehmen. Die erste Begegnung auf fremdem Boden war allerdings nicht nur aufgrund der chronischen Auswärtsschwäche eine der härtesten Aufgaben, die den TVR hätten treffen können: Gegner HSG Fichtelgebirge konnte in der Vorbereitung überzeugen, beim BHV-Pokal-Turnier in Roßtal bedeutete erst Bayernligist Erlangen-Bruck im Endspiel die Endstation. Experten handeln den ersten Kontrahenten gar als Aufstiegskandidaten – das ohne Spielmacher Dietmar Mathias (wohlverdienter Urlaub nach einer harten Vorbereitung) angetretene Roßtal zeigte aber neue wie alte Qualitäten und verwies die angedachte Fünf-Prozent-Chance ins Reich der Fabel.
Als erstes Zwischenziel gab die Schmidt-Sieben einen guten Start aus, der das Fundament für einen Auswärtserfolg hätte werden sollen. Das gelang auch, weil Sebastian Schuh, Steffen Schmitt und Christoph Nepf rasch auf 1:3 stellten (3.). Die HSG aber konterte den Fluchtversuch mit Tempogegenstößen, die zumeist aus unnötigen und leichtfertigen Ballverlusten der Roßtaler resultierten (6:4, 8.). Manuel Urban stellte noch einmal auf 6:6, ehe die Hausherren zu enteilen drohten: Beim 13:9 und 14:11 ahnten die mitgereisten TVR-Anhänger schon Schlimmeres (24.). Die Mittelfranken aber ließen sich nicht wirklich aus der Ruhe bringen, spielten ihren Stiefel herunter und profitierten auch von eigenen Torhüterparaden und Ballgewinnen. 42 Sekunden vor der Pause stellte Fichtelgebirges gefährlichster Schütze an diesem Tag, Johannes Wippenbeck (9/2), auf 15:14.
In der Kabine nahmen sich die Roßtaler vor allem vor, die leichten Fehler aus dem ersten Abschnitt abzustellen und vorne noch kühler abzuschließen. Mit Erfolg: Armin Hofer, Sommer-Neuzugang aus Bayreuth, brachte die Gäste in der 35. Minute wieder mit 16:18 in Front. Beim 18:20 durften die mitgereisten Fans erstmals träumen, ein brachialer 3:0-Lauf der Hausherren aber holte sie schnell wieder auf den Boden der Tatsachen (21:20, 43.). Das Spiel stand nun auf der Kippe, wichtige Paraden von Keeper Florian Blaßneck und ein sich weiter steigernder Roßtaler Defensivverbund hielten den krassen Außenseiter aber weiter im Spiel (21:22, 44.). Das umkämpfte Treiben ließ allerdings einfach keine Tendenz erkennen, sodass das 25:23 für die HSG eine vermeintliche Vorentscheidung erahnen ließ (51.). Roßtal aber legte an diesem Tag eine phänomenale kämpferische Leistung hin, zeigte Moral, Einsatzwillen und hielt unbändig zusammen. Im Mix mit einem Doppelschlag von Linksaußen Dominik Schmidt, der in dieser Phase auch die Rote Karte für Konstantin Burger „herausholte“, lag der TVR plötzlich mit 25:28 vorne (58.). Die Heimexperten aus Mittelfranken, die im vergangenen Jahr auswärts phasenweise von „launigen Wochenend-Ausflügen“ sprachen, wollten sich nun nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen. Beim Stand von 27:30 änderte auch die Rote Karte für Keeper Blaßneck nach einem Zusammenprall mit HSG-Rechtsaußen Stefan Flasche nichts mehr am Endergebnis (60.). Der zweite Siebenmeter-Treffer für „Gala“ Schmitt in Folge beschloss den am Ende doch verdienten, ersten Auswärtserfolg (27:31). Der Student des Wirtschaftsingenieurwesens (9/2) sowie Wachtmeister Schuh (7/3) waren die erfolgreichsten Werfer an diesem hochspannenden Samstagnachmittag.
Den Screenshot des kurzfristigen Tabellenstandes (Spitzenreiter!) im Gepäck und mit einer warmen Milch im Bauch ging es in die Federn, ehe der Fokus direkt auf die nächste und wohl noch schwerere Prüfung im mittelfränkischen Derby gegen die HSG Lauf/Heroldsberg am nächsten Samstag (19.30 Uhr) gerichtet wurde. Zuhause sind die Roßtaler eigentlich eine Macht (um halb acht), aber plötzlich klappt es ja auch auswärts? Die TVR-Fans dürfen gespannt sein, was sie im prestigeträchtigen Duell erwartet. Es gilt eine Serie auszubauen.
Für den TVR spielten: Kurrer, Blaßneck (beide Tor), Franke 2, D. Schmidt 4, Schmitt 9/2, Schuh 7/3, N. Nepf 1, Hofer 1, Urban 2, C. Nepf 5, Bühler, Gruber, M. Schmidt, Franz, Hirschsteiner (beide n.e.).
Bericht von Maximilian Schmidt

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